Heutzutage ist es gang und gäbe, Bewertungen und Feedback zu lesen, bevor man etwas kauft. Unsere Meinung wird in hohem Maße davon beeinflusst, was andere über ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung sagen - laut einer Forbes-Umfrage vertrauen 92 % der Menschen den Bewertungen von Bekannten. Dies wiederum hat zu einem Phänomen geführt, das über die sozialen Medien Einzug in die interne Unternehmenskommunikation gehalten hat: der Influencer.
Ein effektiver Influencer ist jemand, der in den Augen seiner Anhänger glaubwürdig ist und dessen Meinung respektiert wird. Markenbotschafter:innen nutzen ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht nur, sondern stellen sie auf glaubwürdige und informative Weise vor und üben damit einen großen Einfluss auf die Entscheidungen vieler Menschen aus.
Influencer.innen und Botschafter:innen erhalten auch in Unternehmensgemeinschaften viel Aufmerksamkeit und sind in den Personalentwicklungsprozessen aufgetaucht. Sie spielen eine wichtige Rolle in der internen Kommunikation, bei der Einführung von Informationen und neuen Produkten sowie bei der Unterstützung der Teammitglieder bei der Anpassung an strukturelle Veränderungen. Mit unseren Gästen Alexandra Ilcsik, HR-Assistentin bei Swiss Post Solutions und Adam Szabo, stellvertretender HR-Leiter bei Praktiker, haben wir uns mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Die erste Perspektive bei der Entwicklung eines Unternehmensbotschafterteams ist immer das Ziel: Was wollen wir auf Unternehmensebene mit unserem Influencer-Programm erreichen? Botschafter:innen können auch außerhalb des Unternehmens eine wichtige Rolle spielen: als Darsteller in einem Vorstellungs- oder Rekrutierungsvideo oder auf Jobmessen, als Expert:innen in einer Online-Community, durch das Verfassen von Artikeln, die Vertretung des Unternehmens bei CSR-Aktivitäten und vielem mehr. Innerhalb der internen Unternehmenskommunikation können Influencer-Teams bei der Organisation des Systems oder von Programmen helfen und sogar die Erstellung von Inhalten aktiv unterstützen. In einem früheren Webinar hatten wir bereits über kleine Communities in Unternehmen gesprochen, wie sie funktionieren und welchen Rahmen und welche Tools Management und HR bereitstellen können, um ihr Wachstum zu unterstützen.
Wir haben ein Influencer-Team ins Leben gerufen, um unsere interne Kommunikation zu entwickeln, unsere Arbeitgebermarke zu stärken und eine Community aufzubauen", sagt Ilcsik, Personalassistent bei SPS.
"Es hat wirklich dazu beigetragen, unsere interne Kommunikation anzukurbeln, da es einfacher wurde, Kolleg:innen zu erreichen und zu wissen, worauf sie neugierig sind und worauf wir reagieren. Externe Kommunikation und CSR kamen erst später in den Fokus", fügte sie hinzu.
Adam Szabo, stellvertretender Geschäftsführer von Praktiker, erklärte, dass das Influencer-Team - intern TEAMfluencer genannt - in erster Linie dazu diente, das System Prakteam Blue Colibri unter den Mitarbeitern bekannt zu machen. Da Praktiker landesweit 20 verschiedene Standorte mit 1700 Mitarbeitern hat, ist es für das Unternehmen ein entscheidender Erfolg, jedem Mitarbeiter an jedem Standort die benötigten Informationen zukommen zu lassen.
"Unser TEAMfluencer-Programm zielt auch darauf ab, Talente zu entdecken, die zum Aufbau unserer internen Kommunikation beitragen können."
Nach der Festlegung der Ziele folgen die Anwerbung und Auswahl. Suchen Sie nach Freiwilligen, die glaubwürdig sind, die die Aufgabe ernst nehmen und die Energie in ihre neue Rolle stecken. Es ist wichtig, dass die Einflussnehmer:innen in der Unternehmenskommunikation oft keine Führungskräfte sind, sondern eher Vorbilder, alte Hasen oder junge Innovative, auf die die Kolleg:innen hören; Trendsetter, die aus ihrer Peer-Community hervorgehen.
"Die Herausforderung wurde noch dadurch verschärft, dass wir das Projekt während der Quarantäne gestartet haben", sagt Zsofi. "Wir haben hauptsächlich online mit E-Mail-Threads und Postern rekrutiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine interne Kommunikations-App. Also kündigte ich ein Kaffeegespräch an, bei dem wir die Idee vorstellten. Das brachte den Durchbruch. Von diesem Zeitpunkt an kamen die Motivationsschreiben in großer Zahl."
Adams Team kündigte das Programm auch mit E-Mail-Threads und Plakaten an. Zudem gibt es in allen Filialen gibt es eine:n Mitarbeiter:in der Personalabteilung, der an der Anwerbung und Bekanntmachung beteiligt ist.
"Wir hatten einen Vorsprung, da die App bereits lief, bevor wir unser Botschafterteam aufgebaut hatten. Wir konnten auf der App sehen, dass eine große Anzahl von Menschen die Ankündigung gelesen hat", sagt Adam.
Wenn wir ein Team zusammengestellt haben, müssen wir es auf die bevorstehende Herausforderung vorbereiten: Mit Schulungen und Workshops können wir neue Ideen vermitteln und auch die Teamarbeit und das Engagement stärken. Einzel- und Gruppenziele, die definiert und in verschiedene Zeitintervalle (monatlich oder wöchentlich) aufgeteilt werden, helfen dabei, die genauen Aufgaben herauszustellen.
Bei SPS hat Zsofi diese gemeinsam in einem Workshop definiert, um zu verstehen, was vom Teamleiter erwartet wird, was der Leiter vom Team erwartet und was die Teammitglieder voneinander erwarten.
"Das gab die Richtung vor. Unseren Kolleg:innen hat es sehr geholfen, dass wir während des gesamten Prozesses gemeinsam ein Brainstorming durchgeführt haben. Sie brachten Ideen ein und wir wählten gemeinsam die aus, die wir wirklich umsetzen wollten."
Wir haben auch mit einem Workshop begonnen, fügte Adam hinzu, um unsere Kolleg:innen mehr einzubeziehen. Das Team konnte die Anwendung und das Backend kennenlernen, mit den Funktionen herumspielen, von neuen Funktionen in der Zukunft erfahren und wir haben ihnen mitgeteilt, wobei wir ihre Unterstützung brauchen und wie sie ihre Ideen einbringen können. Daraus haben wir dann eine Richtung festgelegt." Adam erklärte, dass er das Team in die Erstellung von Inhalten einbeziehen wollte, um einzeln oder zu zweit eine Community zu einem Thema zu gründen, das sie interessiert - wobei die Moderation ihre Aufgabe sein würde.
"Vorerst planten wir 1-2 monatliche Workshops, aber das wird sich entwickeln, wenn wir herausfinden, wie groß die Nachfrage auf Seiten unserer Teammitglieder ist. Wir haben keine Erwartungen festgelegt. Aber in dem Workshop haben wir den Teams Daten darüber gezeigt, wie oft die App besucht wird, wie ihre Beliebtheit wächst usw., um sie zu motivieren, ihnen gutes Feedback zu geben und ihnen dadurch zu helfen, ihre Arbeit anzuerkennen."
Für ein erfolgreiches Influencer-Programm müssen gemeinsame Ziele und Aufgaben durch alle uns zur Verfügung stehenden Tools unterstützt werden. Zudem muss die Arbeit des Teams und des Einzelnen durch kontinuierliches Feedback und Anerkennung belohnt werden. Nach einem wirklich erfolgreichen und gemeinschaftlichen Projekt ist das nicht schwer.
"Es war herzerwärmend, als wir zu Beginn des Jahres eine Spendenaktion organisierten. Jede Aufgabe, die wir zusammen mit dem Influencer-Team durchgeführt haben, hat wirklich gut funktioniert", sagte Zsofi. Zusätzlich zu den Anerkennungen denkt SPS auch über Jahresendprämien nach, aber Zsofi betonte, dass sie auch maßgeschneiderte Leistungen für die Teammitglieder sicherstellen. "Wir lassen ihnen bei ihrer Arbeit als Influencer:innnen immer freie Hand: Derzeit organisieren wir ein Fotoshooting, da wir in unserer internen und externen Kommunikation gerne Fotos verwenden möchten, auf denen unsere eigenen Kolleg:innen zu sehen sind. Wir versuchen, ihnen ein Erlebnis zu bieten, sie in Entscheidungen und Projektvorbereitungen einzubeziehen und sie zu 'Insidern' im Unternehmen zu machen. Wir entwerfen zudem individuelle T-Shirts für die Teammitglieder."
Bei Praktiker wurde ein Video über das Botschafterteam gedreht, das intern und später auch extern verbreitet werden soll. Hierfür wurden individuelle T-Shirts entworfen. "Wir wollen die Botschafter:innen aus den Reihen der Teamkolleg:innen auszeichnen und ihnen im Rahmen von Praktiker nationale Anerkennung verschaffen, sie in die Ideenfindung einbeziehen und sie dazu ermutigen, ihre eigenen Inhalte zu erstellen und einzubringen. Wir möchten auch das Belohnungssystem ausweiten, wenn sich das Programm weiterentwickelt.
Adam sagt, dass das größte Glück darin besteht, die gemeinsame Kreativität und Begeisterung zu sehen.
"Es kamen ganz vielseitige, kreative Videos von verschiedenen Orten im Land an, auf die selbst Vlogger neidisch sein würden. Es bildeten sich Gemeinschaften innerhalb der App, Selfies und Grüße kamen an. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es solche Gemeinschaften gibt, wie zum Beispiel den 'Retro-Club'. Selbst nach Jahren im Unternehmen bin ich immer noch erstaunt über die Kreativität und die unermesslichen Möglichkeiten, den Enthusiasmus unserer Teamkolleg:innen und wie sie immer wieder neue Inspirationen liefern."